Hirnchirurgie

Die Praxis Prof. Dr. med. Adrian Merlo ist Ihr Spezialist für Hirnchirurgie in Bern. Erfahren Sie mehr zu den Themen Hirntumore, Brachytherapie, Hirnblutungen, Trigeminus- und andere Neuralgien und Hemispasmus Facialis.

Das Spektrum in diesem Bereich umfasst vor allem Hirntumoren, die 7 – 9% der gesamten Tumorerkrankungen ausmachen und nach ihrem Entstehungsgebiet in primäre Hirntumoren (zumeist Stützzellen/Astrozyten, Hirnhäute, Hypophyse, Hämangioblastome etc.) sowie sekundäre Tumoren (Hirnmetastasen) unterteilt werden. Die Verwendung moderner operativer Techniken inkl. der Neuronavigation, die analog dem GPS im Mikrobereich der Hirnstrukturen eine genaue Ortung ermöglicht, ist dabei wesentlich für eine erfolgreiche Behandlung (Abb. 1).

Hirnchirurgie Operation

Abb. 1: Mikrochirurgische Operation am offenen Hirn. Entfernung eines Rezidiv-Meningioms der linken frontotemporalen Konvexität bei einer 70-jährigen Patientin mit motorischer Aphasie und armbetonter spastischer Hemiparese rechts. Die Patientin hat sich gut erholt vom Eingriff.

Abb.2: Felsenbeinmeningeom rechts mit Hörstörung. Bei dieser 50-jährigen Patientin kam es schleichend zu tiefsitzenden Kopfschmerzen und zu einer Hörverminderung auf der rechten Seite. Es fand sich ein grosses Felsenbeinmeningeom rechts, das zwischen dem inneren Gehörgang und dem foramen jugulare lag. Die Entfernung wurde mit intraoperativem on-line Monitoring der Trigeminus-Fazialis- und Acusticusfunktion durchgeführt.

Abb. 3: Galaktorrhöe-Amenorrhöe-Syndrom bei Mikroprolaktinom links. Die 21-jährige Patientin ertrug die medikamentöse Therapie mit Dopamin-Antagonisten nicht mehr gut, weshalb die navigierte Entfernung des gutartigen Hypophysentumors durchgeführt wurde. Die Serum-Prolaktinwerte haben sich postoperativ rasch normalisiert.

Abb. 4: Grosses infratentorielles Hämangioblastom beim Confluens sinuum.Dieser gutartige stark blutende Gefässtumor konnte sicher über eine suboccitpitale Kraniotomie entfernt werden. Der 67-jährige Patient hat sich von der aufwendigen Operation sehr gut erholt mit nur minimalen cerebellären Residuen.

Radiopeptid-Brachytherapie

Ein Grundproblem bei den Hirntumoren ist die fehlende Darstellbarkeit der Tumorinvasionsfront im MRI.  Infiltrierende Tumorzellen können aber z.B. durch radioaktive Isotopen-Markierung von membranständigen Oberflächenrezeptoren dargestellt werden, und zwar durch Markierung eines Eiweiss-Trägermoleküls, das an den Rezeptor andockt.  Bei der Radiopeptid-Brachytherapie (targeted alpha therapy of gliomas II-IV) verwendet man anstelle eines diagnostischen Isotops einen therapeutischen Alpha- oder Beta-Strahler.  Dabei kann die Dosis gegenüber der fraktionierten externen Strahlentherapie um ein vielfaches gesteigert werden.  Alphastrahler haben gegenüber Betastrahlern den Vorteil, dass die mittlere Reichweite der Strahlung im Bereich von 0,1 anstatt von 2-5 mm liegt, und dabei die abgegebene Energie beim Alphapartikelzerfall mindestens hundertfach stärker ist.  Mit andern Worten, ein Alpha-Treffer führt zum sicheren Tumorzelltod.  Das Risiko der sublethalen Bestrahlung mit sekundärer Resistenzbildung ist nahezu inexistent im Vergleich zur Beta-, Gamma- oder Photonen-Strahlentherapie.  Ebenso ist der Flurschaden, d.h. die Mitbestrahlung von angrenzendem Hirngewebe weitaus geringer.  Die Verwendung von kleinen Trägersubstanzen (Molekulargewicht < 2 kD) ermöglicht ein tieferes Eindringen der markierten Biomoleküle in Richtung der invasiven Tumorzellfront.  Wird nun das kleine Peptid-Transportmolekül mit einem Alpha- und/oder Beta-Strahler markiert, entsteht ein hochwirksames diffusibles mobiles Trägersystem, eine Art „smart stochastic targeting system“, mit welchem nicht sichtbare Tumorzellen markiert werden.

Bereits mit Bereits mit Betastrahlern lassen sich ermutigende Resultate erzielen. Ein bemerkenswerter Einzelfall von multimodaler GBM-Therapie – Resektion, Radiochemotherapie, 3-malige Nachresektionen und 17-malige intrakavitäre Yttrium-90-Peptid-Brachytherapie – zeigte ein 12-jähriges Überleben mit guter Lebensqualität. Der Patient ist unerwartet an einem Herzleiden verstorben, ohne dass es zu einem Rückfall des Glioblastoms gekommen wäre. Weltweit erste Versuche mit dem kurzlebigen Alphastrahler Wismuth-213 (t1/2=46min) wurden bislang in der Schweiz zwischen 2000 und 2011 und seit 2011 in Warschau bei über 100 Patienten mit malignem Gliom durchgeführt. Die Ergebnisse sind bei noch gutem klinischem Zustand (Karnofsky Score 70 und mehr) und einem Tumordurchmesser von unter 5cm sehr ermutigend. Es gilt nun, diese spezifische medizinische Anwendung der Nukleartechnologie zu optimieren und eine Phase III-Studie vorzubereiten. Die Europäische Medizinalbehörde (EMA, vormals London) hat die Phasen I und II bewilligt wie auch ein Phase III-Studienprotokoll. Zudem wurde dem Peptidmolekül sog. Orphan disease-Status verliehen. Dies bedeutet einen europaweiten (EU28) Schutz bei Markteintritt für die Dauer von 10 Jahren.

Cordier D, Krolicki L, Morgenstern A, Merlo A. Targeted Radiolabeled Compounds in Glioma Therapy. Semin Nucl Med. (3):243-246, 2016.

Krolicki L, Bruchertseifer F, Kunikowska J, Koziara H, Królicki B, Jakuciński M, Pawlak D, Apostolidis C, Mirzadeh S, Rola R, Merlo A, Morgenstern A. Prolonged survival in secondary glioblastoma following local injection of targeted alpha therapy with Bi-213 DOTA substance P. Eur J Nucl Med Mol Imaging. (9):1636-1644, 2018.

Królicki L, Bruchertseifer F, Kunikowska J, Koziara H, Królicki B, Jakuciński M, Pawlak D, Apostolidis C, Mirzadeh S, Rola R, Merlo A, Morgenstern A. Safety and efficacy of targeted alpha therapy with Bi-213-DOTA-Substance P in recurrent glioblastoma. Eur J Nucl Med Mol Imaging. 2019.

Cordier D, Merlo A. Long-Term Results of Targeted Low-Grade Treatment with 213Bi-DOTA-Substance P. Biother Radiopharm 6:413-416, 2019

Die Ursache für eine Hirnblutung ist ein Bluterguss im Hirngewebe, welcher durch Platzen eines Blutgefässes entsteht. Dabei wird zwischen inneren Faktoren (z.B. Bluthochdruck, Gefässmissbildung) und äusseren Einflüssen (z.B. Schädel-Hirn-Trauma) unterschieden.

Eine Hirnblutung führt zu Funktionsstörungen im betroffenen Hirnareal und teilweise Absterben von Hirngewebe, da dessen Blutversorgung durch den Druck der Blutung unterbunden wird. Hirnblutungen machen 20% der Schlaganfälle aus und erfordern nach Möglichkeit eine rasche Behandlung.

Gerne geben wir Ihnen in unserer Praxis weitere Auskunft über die modernen chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten bei Hirnblutungen.

Intrazerebralhämatom Intrazerebralhämatom

Spontanes Intrazerebralhämatom links temporal bei Kavernom. Die MR-Angiographie (links) zeigt eine Anhebung der A.cerebri media links. Eine Gefässmalformation liegt nicht vor. Ursache des Hämatoms war ein kleines singuläres Kavernom. Die 39-jährige Patientin hat sich von der Hämatomevacuation und Kavernomentfernung gut erholt, es kommt noch selten zu partiell-komplexen Anfällen.

Die Trigeminusneuralgie bezeichnet anfallsartige, meist einseitig auftretende Gesichtsschmerzen im Versorgungsgebiet des 5. Hirnnervs (Nervus trigeminus). Dabei unterscheidet man zwischen zwei auftretenden Formen:

  • Die idiopathische Trigeminusneuralgie tritt meist bei Frauen nach dem 50. Lebensjahr auf und wird meist mit unbekannter Ursache durch unterschiedliche Reize (Kälte sprechen, Niesen, etc.) ausgelöst.
  • Die symptomatische Trigeminusneuralgie tritt meist vor dem 40. Lebensjahr als Folge von Entzündungen, Schädigung des Nervs, Hirntumoren, etc. auf.

Die Behandlung der Trigeminusneuralgie erfolgt in gewissen Fällen operativ durch einen Neurochirurgen. Nicht selten komprimiert eine Gefässschlinge den 5. Hirnnerv bei der Austrittsstelle aus dem Hirnstamm. Sorgfältiges Ablösen des Gefässes vom Hirnnerven mit einer Unterfütterung führt in 90% der Fälle zu sofortiger Schmerzfreiheit.

Glossopharyngeus-Neuralgie. Bei dieser 59-jährigen Patientin fand sich intraoperativ der seltene neurovaskulärer Konflikt zwischen der A. cerebelli inf.ant.und dem N. glossopharyngeus. Die Patientin klagte während 7 Jahren über Geschmacksstörungen, Hypersalivation und tief im Schlund sitzende chronische Schmerzen. Über eine retrosigmoidale Kraniotomie wurde der durch die Gefässpulsationen gereizte IX. Hirnnerv von der feinen Arteriole gelöst und mit einem Interponat geschützt. Postoperativ stellte sich schrittweise eine langsame, aber eindeutige Besserung ein.

Unter dem Begriff des „Hemispasmus facialis“ versteht man unkontrollierte Kontraktionen der Gesichtsmuskeln, welche vom Nervus facialis versorgt werden. Als Ursache gilt häufig die Kompression dieses Nervs durch eine Vene oder Arterie oder aufgrund einer Gefässfehlbildung respektive wegen eines Tumors. Die Behandlung ist ähnlich wie bei der Trigeminusneuralgie und führt in den meisten Fällen zu einem raschen Aufhören der kosmetisch störenden Gesichtsmuskelkrämpfe.

Gerne klären wir Sie über die modernen chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten des Hemispasmus facialis in unserer Praxis auf.